Whanganui – Waitomo

Gestern meinte ein Maori ich sei in einer Waschmaschine gefangen, da ich noch immer behaupte nordwärts unterwegs zu sein. Wettertechnisch entscheide ich von Tag zu Tag wo meine Reise hin soll und versuche dies mit Velowegen in der Umgebung zu kombinieren. Ein Fahrradweg resultiert hier aber immer in einen Wanderweg, der mit MountainbikerInnen geteilt wird. Dies bedeutet zwar die doppelte Anstrengung für mich, dafür bin ich oft alleine in grossartiger Natur unterwegs und kann Vogelgezwitscher anstelle von Autolärm geniessen.

Von Whanganui ging es entlang der Westküste weiter. Der Sandstrand hier ist schwarz, da es sich um Lavastaub handelt. Nachdem ich mir diesen zwei Nächte angeschaut hatte, zog es mich näher an den Berg und ich verlies den „Surf Highway“. Auf der „inner round the mountain road“ fuhr ich praktisch einmal um den verstopften Vulkan. Der feuerspeiende Berg dominiert die Taranaki Provinz. Ansonsten sah man nur viel Farmland mit Kuhweiden und tausende von weissen Schmetterlingen.

Es gibt mehrere Wanderpfade im Nationalpark und auf die Vulkanspitze. Ich entschied mich dieses Mal nicht für den Summit Track, sondern auf eine Wanderung mit Sicht auf den Berg. Auch die Aussicht vom Nebenkegel Poukaki auf das Meer war bombastisch. Bei einem kleinen Bergsee gefiel es mir so gut, dass ich um die zwei Stunden Mittagspause machte bevor es durch den Bush wieder zurück zu meinem Velo ging.

Auf dem Forgotten World Highway radelte ich zurück nach Norden. Der Name resultiert aus der abgelegenen Lage in einem weitgehend unberührten Gebiet. Nicht weniger als vier Sättel hatte ich zu erklimmen. Das Wetter spielte ausnahmsweise nicht mit. Ich hatte drei Tage Regen und nahm es deshalb etwas gemütlicher und machte immer früh am Nachmittag Feierabend. Die Strecke führte mich durch die Repuplik Whangamomana mit einem kleinen Hund als Präsidenten. Leider vergass ich den Stempel für meinen Pass abzuholen. Danach ging es über die Bridge to Somewhere zurück in den Whanganui Nationalpark und von da nach einem Zwischenhalt auf Lauren’s Lavendelfarm nach Taumarunui.

Den Tag darauf erreichte ich erneut den Tangariro Nationalpark. Durch ihn führt das Tongariro Crossing, die sogenannte „schönste“ eintägige Wanderweg Neuseelands. Tatsächlich war ich, wie auch die vielen andern WanderInnen, begeistert davon. Ich dehnte den Ausflug etwas aus und stieg zusätzlich noch auf zwei Vulkangipfel. Dies erwies sich vor allem beim Mt Ngauruhoe, besser bekannt als der Schicksalsberg, als gar nicht so einfach. Der Pfad war tief und bi jedem Schritt rutschte man einen halben Meter zurück. Runter war dann deutlich lustiger, dafür hatte ich danach bis oben gefüllte Schuhe und aufgeschürfte Hände. Nach 13 Stunden Marsch war ich schliesslich todmüde zurück auf dem Campingplatz. Am nächsten Morgen tat mir alles weh und ich war einfach nur kaputt. Nach einem halben Liter Kaffee und dank eines langen Motivationsgespräches mit einem Schweizer Pärchen machte ich mich dann doch auf, auch noch den Mount Ruapehu zu besteigen. Er ist mit 2797 m der höchste Vulkan Neuseelands und der höchste Punkt der Nordinsel. Die ersten 1000 Höhenmeter konnte ich mit dem Fahrrad zurücklegen. Der Maori bei der Skiliftstation meinte, ich brächte zuerst eine Pause, bevor ich mich auf den Aufstieg mache und lies mich gratis mit dem Sessellift hochfahren. Die Fahrt dauerte jedoch nur zehn Minuten und war so für mein Zeitmanagement weniger von Bedeutung. Der Weg war nicht ausgeschildert, aber es war ziemlich klar wo lang. Nämlich einfach zuerst einmal hoch auf den Vulkankamin. Das Gebiet hier war gröber geschottert als noch auf den Tongariro Crossing und das Wandern war so deutlich angenehmer. Oben erwarteten mich Schnee, ein hellblauer Kratersee und eine fantastische Aussicht auf den Nationalpark und auf die Wolken. Ich war begeistert und so was von froh, dass ich die körperliche Mühe doch noch auf ich genommen hatte.

Die Tagesstrecke am Tag darauf führte zu meinem Glück grösstenteils bergab. Ich begnügte mit nach einem langen Frühstück mit einem anderen Schweizer Pärchen auf eine Fahrt von nur 4 Stunden nach Taupo. Danach widmete ich mich einem weiteren Nachmittag mit der Suche nach neuen, bitter notwendigen Schuhen. Gott sei Dank dieses Mal erfolgreich. Taupo hatte ausser dem ganz netten, blauen See nichts zu bieten. Am darauffolgenden Tag radelte ich dem Waikato entlang besuchte als erstes die Huka Falls. Der einzige Ausfluss aus dem Lake Taupo zwängt sich hier in einen schmalen Canyon und spült gleich danach die 140.000 l/s über eine Klippe. Danach besuchte ich für eine Stunde die Craters of the Moon, einem dampfenden und stinkenden Geothermalgebiet. Auch das Wasserkraftwerk in der Umgebung wissen die Neuseeländer als Touristenattraktion darzustellen. Unterhalb des Wehres liegen die Aratiatia-Rapids, die aber nur dann Wasser führen, wenn die Wehrtore geöffnet sind. Alle zwei Stunden öffnen sich die Schleusen und das Wasser kracht in die Stromschnellen und lässt den natürlichen Fluss um mehrere Meter ansteigen.

Am Tag darauf besuchte ich das geothermische Gebiet Orakei Korako. Durch Hydrothermalausbrüche entsteht ein Gebiet in verschiedenen Weiss-, Braun-, Grün-, Gelb-, Orange-, und Rosatönen welches mit zahlreichen kristallklaren blauen Wasserlöchern durchsetzt ist. Die Erde brodelt an manchen Orten und faucht und stinkt fürchterlich zum Himmel. Auch in diesem Geothermalgebiet gefiel es mir so gut, dass ich für den einstündigen Spaziergang schliesslich drei Stunden benötigte. Auch die Fahrradfahrt zum angesteuerten Zeltplatz war dann unerwartet schön. Im Abendlicht fuhr ich noch immer dem klaren, blauen Waikato River entlang um schliesslich zwischen Pinienbäumen mein Zelt aufzuschlagen.

Am Tag darauf begann das Timber Trail Abenteuer. Der Cyclepfad führte durch den Pureorawald und über die höchsten und längsten Hängebrücken Neuseelands. Der Trail war dieses Mal fantastisch zu befahren. Ich konnte mein Bike wunderbar durch die engen Kurven schlängeln und ich musste mich weder von Steine, Schlamm noch Wurzeln auf der Strecke fürchten und konnte so den wilden Wald mit seinem Vogelgesang geniessen.

Von hier geht es nun erneut der Westküste entlang nordwärts und zwar dieses Mal wirklich straight on.

 

Ein Gedanke zu “Whanganui – Waitomo

  1. Toll was Du alles erleben darfst. Du triffst ja auch immer wieder viele Schweizer, evtl. auch unsere Freunde Walter und Marianne. Lass sie von grüssen…..

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