Der Yellowhead Highway schraubt sich durch die Rocky Mountains, vorbei am höchsten Berg der kanadischen Rockies mit 3954 Metern, dem Mount Robson, und überwindet anschliessend eine Reihe kleiner Berg- und Hügelketten um dann im Pazifik auszulaufen. Es gibt viele Erzählungen darüber, wie der Highway zu seinem ungewöhnlichen Namen kam. Eine besagt, dass ein blonder Franzose vor etwa 300 Jahren seinen Weg hier entlang nach Westen suchte. Nach 24km erreichte ich den Yellowhead Pass und überquerte die Grenze zurück nach Britisch Columbia. Wie so oft versteckte sich der attraktive Gipfel des Mt Robson in Wolken. Ich suchte mir deshalb einen nahegelegenen Zeltplatz um ihm am nächsten Morgen eine zweite Chance zu geben.
Je mehr ich mich von den Rocky Mountains entfernte, desto monotoner wurde die Landschaft. Das Gebiet war dünn besiedelt, vereinzelt sah man das rote Dach eines Farmhauses. Ansonsten war man im Wald, folgte dem Fraser River durch das Thal, es gab hunderte von Seen und Flüssen. Es ging durch einige hässliche Städte wie Prince George und ein paar kleinere Ortschaften wie Mc Bride oder Dunster. Unterwegs traf ich auf Heike welche seit drei Jahren im Sattel sitzt. Sie steckte aufgrund der eingefahrenen Landschaft etwas in einer Krise. So schlimm war es bei mi zum Glück noch nicht. Schliesslich traf ich immer wieder auf nette, grosszügige Leute, es gab spannende Walks durch noch mehr Wald und ich begegnete Bären, Kojoten und Wölfen. Ab Smithers gefiel mir die Gegend dann wieder besonders gut. Die Wiesen blühten in allen Farben und die Anwohner haben alle ihr Zuhause mit viel Liebe gestaltet. Smithers, umgeben von schneebedeckten Bergen, beschreibt sich gern selbst als „kanadische Schweiz“ und hat konsequenterweise ein Alphornbläser als Stadtwappen. Auch hier ist jede Fastfood-Kette vertreten, doch immerhin gibt es einen liebevollen Stadtkern. Vor der Stadt bog ich auf die Backroad ab und steuerte den Babine Mountain Provintional Park an. Zu Fuss wanderte ich in die Joe L‘Orsa Hütte wo ich eine Nacht mit herrlicher Aussicht über das Silver King Basin genoss. Während ich frühstückte trat Iohan in die Hütte ein. Wie sich herausstellte ist auch er ein ambitionierter Tourenradler. Er lud mich kurzerhand in der Stadt zum Mittagessen ein und ich bekam viele wertvolle Tipps für Alaska. Während ich am Abend mir dann einen Zeltplatz suche, wurde ich wiederum von Anwohnern eingeladen. Sie empfahlen mir unteranderem die Fährenfahrt von Prince Rupert nach Skagway und stellten so meine komplette Reiseplanung auf den Kopf.
Einen Regentag später fuhr ich also los zurück an die Westküste. Und tatsächlich stand mir das schönste Stück des Yellowhead Highway bevor. Es folgte dem immer breiter werdenden Skeena River. Der tosende Fluss, die steil aufragenden Berghänge mit unzähligen Wasserfällen, die zu Tal stürzen – eine Strecke vom Feinsten. Ausserdem war das Gebiet kulturell interessant und es gab immer wieder First Nation Sites mit ihren Totempfählen anzusehen Das Wetter wusste nicht so recht was es wollte, aber immerhin regnete es nicht ununterbrochen wie in der Schweiz. 20 Kilometer vor Prince Rupert traf ich mal wieder völlig durchnässt auf einem Zeltplatz ein. Sobald es regnet gönne ich mir jeweils einen offiziellen Zeltplatz, denn so fällt der ganze „Essen in die Bäume hängen“-Prozess weg. Hier traf ich auf zwei andere Tourenfahrerinnen und wir tauschten den ganzen Abend von unseren Zelten aus Tipps und Tricks aus.
In Prince Rupert buchte ich die Fähre nach Haines, Alaska. Obwohl ich meine Pläne von Tag zu Tag ändere, ging zeitlich alles perfekt auf. Die Fähre startete am nächsten Tag und mir stehen nun 90 Tage bevor, bis ich die USA verlassen muss.
Weiterhin schöne Tage. Wir hoffen nun auch dass es bei uns wärmer und trockener wird.
Liebe Grüsse
Judith und rolf
LikeLike