The Mount – Auckland

Unglaublich wie schnell die Zeit auf der anderen Seite der Erde vergeht. Schon ist mein Fahrrad wieder in einer Kartonschachtel verpackt und ich bin startklar für den Flug nach Vancouver. Das letzte Bargeld wurde investiert und mein Rucksack ist jetzt voll mit Gingernuts- Biscuits und einer Flasche Bier um meine Nerven für das Einchecken des Gepäcks vorzubereiten.

Auch den letzten Monat in Neuseeland genoss ich in vollen Zügen. Nachdem ich mich von Douglas verabschiedet hatte ging es entlang vieler Kiwi-Plantagen nach Whakatane. Von da wollte ich auf die White Island stechen. Doch trotz gutem Wetter wurde die Tour aufgrund von drei Meter hohen Wellen abgesagt. Da mich der Besuch des aktiven Vulkans doch sehr reizte, beschloss ich nach Whakatane zurück zu kehren, um die Expedition dann zu machen. Nun galt es die Zeit bis zum Ostermontag, dem neu gebuchten Termin, spannend zu gestalten.

Ich fuhr sogleich weiter nach Opotiki. Von hier startet die Motu Trails, ein weiterer Cycle Trail. Die ersten 20 km führten über Dünen der Küste des Pacific Ocean, der Bay of Plenty entlang. Der zweite Teil des Trails war eine 35 km lange Gravelroad die mich auf 600 Höhenmeter führte. Es ging durch Wald, Bush und historisches Farmland, wie ich es bereits von anderen Backcontry-Strecken kannte und lieben lernte. Der Pakiti Track führte zurück nach Opotiki und zwar alles bergab. Nun war auch klar warum der alte Maoripfad nur in eine Richtung erlaubt zu befahren ist. Kreuzen auf dem schmalen Singletrail wäre immer mit dem Risiko verbunden gewesen, die steile Böschung an der Seite runterzustürzen. Nach der Übernachtung in der Pakiki Hütte wurde ich übelst ausgebremst. Es schüttete den ganzen nächsten Tag wie aus Kübeln. So verbrachte ich mal wieder einen Tag ohne Strom, Natelempfang und menschliche Gesellschaft, dafür mit viel Kaffee und guten Büchern.

Am nächsten Tag rollte ich die letzten Meter bergab und folgte danach dem Pakiki River zurück in nach Opotiki. Der Regen war vorbei, hatte jedoch seine Spuren hinterlassen. Das Wasser tropfte nur so von den Felsen und ich kam dadurch dann doch total durchnässt an.

Zurück in Whakatane hatte ich mehr Glück. Das Wetter war wieder gut, der Wind hatte sich etwas gelegt und die Expedition nach White Island wurde durchgeführt. Auf dem Vulkan wurden wir als erstes mit einer Packung Süssigkeiten, einer Gasmaske und einem Helm ausgerüstet. Trotzdem… es stank bengalisch. Bonbons lutschend wanderten wir anschliessend zirka 2 Stunden zum Vulkankegel und zurück. Überall entwich zischend Dampf und das Gelände war mit ausgeschiedenem hellgelbem Schwefel bedeckt. Auf dem Rückweg sahen wir neben dem Sonnenuntergang auch noch Delfine welche uns brav ihre akrobatischen Figuren vorführten.

Nach dem vollen Erfolg der White Island Tour zog es mich nach Rotorua und ihren postvulkanischen Erscheinungen. Die Fahrt ging entlang an Lake Rotoma, -Rotoehu, -Rotoiti und –Rotorua und war wunderschön. In Rotorua wollte ich mich als erstes kurz im Redwood Forrest umsehen. Aus kurz wurde dann ein halber Tag und ich kam schliesslich fast zu spät zum mir versprochenen Abendessen. Am zweiten Tag bekam ich eine persönliche Stadtführung und anschliessend besuchten wir die Hamurana Springs und das Kiwi Encounter. So sah ich das nationale Icon doch noch, auch wenn nur im Rückgewinnungsprogramm und nicht in freier Natur.

Rund um Rotorua besuchte ich die nächsten Tage diverse Geothermalgebiete. Mich fasziniert diese farbige Welt, übersäht von kollabierten Kratern, heissen, kalten, hellblauen oder gelben Seen, Schlammtümpeln, dampfenden Erdspalten oder meterhohen Geysiren total. Ich verbrachte jeweils Stunden im Waimangu Valley oder Wai-O-Tapu Wonderland. Lief alle Touren in beide Richtungen um alles von jeder Perspektive zu betrachten und ja nichts zu verpassen. Und auch den Abend im Gebiet werde ich nie vergessen. Bei tosendem Gewitter sassen wir in einer heissen Quelle, tranken Rotwein und diskutierten über Gott und die Welt.

Weidelandschaft für Schafe hatte ich mittlerweile genug gesehen und so liess ich mich mit dem Bus nach Auckland chauffieren. Da das motorisierte Fahrzeug am frühen Morgen nur halb besetzt war, nahmen sie mein Fahrrad ohne Nasenrümpfen mit, sogar kostenlos. Von Auckland flüchtete ich direkt auf die Fähre nach Waiheke Island. Auf der Insel nahe der Grossstadt leben eine Mischung aus älteren aussteiger Hippies, reichend AuckländerInnen und vielen Weinbauern. Nachdem ich auf dem Zeltplatz eingerichtet was unternahm ich ohne Gepäck kleinere Touren durch die Weinberge. Verflucht hüglig war die kleine Insel. Gut das man alle paar Stunden etwas Wein degustieren konnte.

Mit der Fähre noch vor Sonnenaufgang ging es zurück nach Auckland. Grund dass ich so früh los zog war, dass ich direkt auf die Fähre nach Great Barrier Island wollte, welche um acht Uhr ablegte. Die Überfahr dauerte fünf Stunden. Doch da wir auf der Fahrt immer wieder Delfine sahen, war dies eigentlich viel zu kurz. Die 285 km2 grosse Insel liegt 90km nordöstlich von Auckland und hat 850 Einwohner. Im Zentrum der Insel ragt der Mt Hobson mit seinen 621m in die Höhe. Die Insel unterliegt besonderen Schutzbedingungen und verfügt heute vielfach wieder über eine natürliche Vegetation ohne weidende Säugetieren. Ich zog von Tag zu Tag auf einen anderen Zeltplatz und unternahm von dort aus Tageswanderungen und genoss die weissen Sandstrände, die ruhigen Feuchtgebiete und den lauten Wald mit seinen vielen Vögeln. Es schien als seien wir nur vier Touristen auf der Insel, auf alle Fällen begegnete ich immer wieder den drei gleichen Mädchen. Wir verabredeten uns zum Baden in den Hotpools und stimmten unser Reiseprogramm zueinander ab.

Nach der ruhigen Woche in der Wildniss stand mir ein Tag Auckland bevor. Ganz ohne Reisevorbereitung wollte ich doch nicht den Kontinent wechseln. Auckland ist überzogen von öffentlichen Parkanlagen und Gärten. Sie entstanden an oder um die die weiterhin sichtbaren Vulkankuppen und Eruptionspunkte. Dazu hat es viele kleine Kaffees und es gibt eine Menge internationales Street Food. Eigentlich gar nicht so übel. Doch nach fünf Monaten campen auf einfachen Campsites war es mir definitiv zu hektisch und zu laut. Nachdem Kartonschachtel, Flughafenbus und Hostel reserviert waren, floh ich mit dem neuen British Columbia LonelyPlanet zurück auf die Waiheke Island auf meinen idyllischen Zeltplatz.

Die erste Nacht in Kanada werde ich bereits auf Vancouver Island, der grösst besiedelten Landmasse zwischen Nordamerika und Neuseeland, verbringen. Dies bedeutet, dass nach meinem Flug noch eine Zug, Bus und Fährenfahrt bevorsteht. Wärmeres und besseres Wetter werde ich nach den Informationen meiner Warmshower-Hostfamile nicht habe, aber so what!

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